Der Begriff der Zweckmäßigkeit in Kants Philosophie als kritisch-immanente Transformation des leibnizschen Prinzips der Harmonie

Abstract

In seiner Auseinandersetzung mit Eberhard behauptet Kant, Kritizismus sei die eigentliche Apologie von Leibniz. Diese Äußerung darf nicht einfach als sarkastisch abgetan werden. Kant kann dies insofern ernsthaft denken und behaupten, da für ihn die Transzendentalphilosophie die wesentliche philosophische Bedeutung des leibnizschen Gedankens aufhebt, liegt doch schon in Leibniz ein kritizistischer Kern, welcher wiedergewonnen werden kann. Man sieht hier nur einen Aspekt dieser historischen Transformation von Leibniz im kantischen Gedanken, und zwar: die explizite Behauptung Kants, das Konzept der prästabilierten Harmonie werde in der Theorie der reflektierenden Urteilskraft und im Begriff der Zweckmäßigkeit kritisch aufgehoben. Dazu muss man jedoch vorher den Grundzug des kritischen Unterschieds zwischen Kant und der leibniz-wolffschen Philosophie durch eine Diskussion über die Bedeutung des Begriffs des Transzendentalen erläutern. In his argument with Eberhard, Kant claims that criticism is the real apology of Leibniz. This statement should not simply be dismissed as sarcastic. Kant can seriously think and assert this insofar as, for him, transcendental philosophy cancels out the essential philosophical significance of Leibniz's thought, as there is already a critical core in Leibniz that can be recovered. Here we see only one aspect of this historical transformation of Leibniz in Kantian thought, namely Kant's explicit assertion that the concept of pre-stabilised harmony is critically abolished in the theory of reflective judgement and in the concept of expediency. To do this, however, we must first explain the basic feature of the critical difference between Kant and Leibniz-Wolff's philosophy by discussing the meaning of the concept of the transcendental.